Eine Nahrungsmittelallergie kann den Alltag stark beeinträchtigen. Betroffene und ihr Umfeld leiden oft darunter. Ständige Disziplin und Wachsamkeit sind nötig, um allergische Reaktionen zu vermeiden. Besonders schwierig ist es, wenn man das Essen nicht selbst zubereitet hat.
Um die Ernährung richtig anzupassen, muss man die verschiedenen Reaktionen des Körpers verstehen. Es gibt viele Formen von Nahrungsmittelallergien. Manchmal dauert es Monate oder sogar Jahre, bis die Ursache gefunden wird. Eine genaue Diagnose ist wichtig für die richtige Behandlung, damit man das Essen wieder genießen kann.
Was ist eine Nahrungsallergie?
Bei einer Nahrungsallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf normalerweise harmlose Stoffe. Für eine Allergie muss der Körper das Allergen (den auslösenden Stoff) als „nicht eigen“ erkennen, was eine Immunantwort auslöst. Diese Allergene sind meist Eiweißstrukturen in Lebensmitteln. Der Körper erkennt bestimmte Proteine als gefährlich und setzt eine Reihe von Abwehrmechanismen in Gang. Dies kann zu Symptomen wie Hautausschlag, Atemnot, oder sogar zu lebensbedrohlichen Reaktionen wie einem anaphylaktischen Schock führen. Prinzipiell kann jedes Lebensmittel eine allergische Reaktion auslösen.
In Deutschland sind etwa 3-4 % der Bevölkerung von Nahrungsmittelallergien betroffen. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Übertriebene Hygiene in der frühen Kindheit gilt als ein Faktor, da sie das Immunsystem unterfordern könnte. Auch das frühe Einführen bestimmter Lebensmittel in den Speiseplan von Babys steht im Verdacht, Allergien zu begünstigen. Bestimmte Medikamente können ebenfalls das Risiko erhöhen. Genetik spielt eine große Rolle, was sich oft durch Allergien in der Familie zeigt.
Lebensmittelallergie oder Unverträglichkeit? – Die Unterschiede erkennen
Bei einer Nahrungsmittelintoleranz ist Immunsystem nicht beteiligt. Hierbei hat der Körper Schwierigkeiten, bestimmte Substanzen zu verdauen oder zu verarbeiten. Laktoseintoleranz ist ein bekanntes Beispiel: Betroffene haben einen Mangel an Laktase, dem Enzym, das für die Verdauung von Milchzucker verantwortlich ist. Die Folge sind unangenehme, aber meist ungefährliche Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall.
Der Hauptunterschied zwischen einer Allergie und einer Intoleranz liegt also in der Reaktion des Körpers: Während eine Allergie das Immunsystem aktiviert, geht es bei einer Intoleranz um Probleme im Verdauungsprozess. Dieser Unterschied ist entscheidend für die Diagnose und Behandlung. Allergien erfordern oft eine strikte Vermeidung des auslösenden Lebensmittels und können im Notfall mit Medikamenten wie Antihistaminika oder Adrenalin behandelt werden. Intoleranzen hingegen lassen sich häufig durch Anpassungen der Ernährung und gegebenenfalls Enzympräparate in den Griff bekommen.
Symptome einer Nahrungsmittelallergie – Von Hautausschlag bis Schock
Eine erste Sensibilisierung entsteht, wenn das Immunsystem auf ein Allergen trifft. Ein Allergietest kann dann schon positiv ausfallen, obwohl noch keine Beschwerden auftreten. Erst der spätere Kontakt löst die allergische Reaktion aus. Ein Haut- oder Bluttest allein reicht oft nicht aus, da er auch auf andere Erkrankungen wie Neurodermitis hinweisen kann. Weitere Tests oder eine Eliminationsdiät sind daher ratsam.
Meistens (in 85 % der Fälle) kommt es zu einer Sofortreaktion, die 2 bis 120 Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen auftritt. Typische Symptome sind allergischer Schnupfen, Nesselsucht, Durchfall, Erbrechen und im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock.
Manchmal kommt es zu Haut- oder Schleimhautreaktionen schon bei geringem Kontakt, etwa bei der Verarbeitung eines Lebensmittels. Diese Reaktionen treten oft nicht beim Verzehr des gekochten Lebensmittels auf. Scharfe Gewürze und Alkohol können die Symptome verstärken, da sie die Durchblutung fördern.
Bei einer allergischen Spätreaktion treten die Symptome erst 12 bis 72 Stunden nach dem Kontakt auf. Es kann zu Gewebeschädigungen durch Entzündungen kommen, die sich in Rötungen, Juckreiz und Magen-Darm-Beschwerden äußern.
Neben der Haut und den Atemwegen ist der Magen-Darm-Trakt eine wichtige Eintrittspforte für Allergene. Die allergische Reaktion kann unabhängig vom Eintrittsort auftreten, und auch Symptome wie Schnupfen, Gelenkschmerzen oder Hautentzündungen auslösen. Diese Reaktionen deuten auf eine geschwächte Abwehrkraft und eine erhöhte Entzündungsbereitschaft hin.
Die häufigsten Lebensmittelallergien
In Deutschland leiden etwa 3-4 % der Bevölkerung an Nahrungsmittelallergien, wobei die Häufigkeit bei Kindern höher ist als bei Erwachsenen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) haben rund 4,2 % der Kinder und 2,3 % der Erwachsenen in Deutschland eine diagnostizierte Nahrungsmittelallergie. Während Milch und Eier vor allem bei Kindern eine Rolle spielen, sind Nüsse und Meeresfrüchte bei Erwachsenen häufiger Allergieauslöser. (1, 2)
Babys und Kinder
- Kuhmilchallergie: 2-3 % der Kinder
- Eiweißallergie: ca. 1,5 % der Kinder
- Erdnussallergie: ca. 0,5-1 % der Kinder
- Sojaallergie: hauptsächlich bei Kindern
- Weizenallergie: weniger häufig, aber relevant
Erwachsene
- Baumnuss- (z.B. Walnüsse, Haselnüsse, Mandeln) und Erdnussallergie: ca. 0,5-1 % der Bevölkerung
- Meeresfrüchte- (z.B. Krabben, Garnelen, Hummer) und Fischallergie: ca. 0,2 % der Bevölkerung
- Früchte und Gemüse (Kreuzallergien): Häufig bei Birkenpollenallergikern (auf Äpfel, Pfirsiche, Karotten)
- Milch- und Eierallergie: Seltener als bei Kindern, aber immer noch relevant
- Weizen- und Sojaallergie: Auch bei Erwachsenen relevant, aber seltener
Milch und Eier gehören zu den häufigsten Allergenen, insbesondere bei Kindern. Eine Kuhmilchallergie ist die am häufigsten diagnostizierte Nahrungsmittelallergie bei Säuglingen und Kleinkindern. Diese Allergie kann Symptome wie Hautausschläge, Bauchschmerzen und Erbrechen verursachen. Etwa 2-3 % der Kinder sind von einer Milchallergie betroffen, die oft bis zum Schulalter wieder verschwindet.
Auch Eier sind ein häufiger Auslöser für Allergien bei Kindern. Schätzungsweise 1,5 % der Kinder sind gegen Eiweiß allergisch. Die Symptome ähneln denen der Milchallergie und umfassen Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden und Atemprobleme.
Nussallergien sind besonders gefürchtet, da sie zu schweren Reaktionen wie dem anaphylaktischen Schock führen können. Erdnüsse und Baumnüsse (wie Walnüsse, Haselnüsse und Mandeln) stehen dabei an erster Stelle. Rund 0,5-1 % der deutschen Bevölkerung leidet an einer Erdnussallergie, die oft lebenslang bestehen bleibt . Die Symptome reichen von leichten Hautreaktionen bis hin zu lebensbedrohlichen Atembeschwerden.
Fischallergien sind bei Erwachsenen häufiger als bei Kindern. Etwa 0,2 % der deutschen Bevölkerung hat eine Fischallergie. Meeresfrüchte, einschließlich Krustentiere wie Krabben, Garnelen und Hummer, sind ebenfalls starke Allergene. Diese Allergien sind oft schwerwiegend und können sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten.
Soja und Weizen sind weitere bedeutende Allergene. Eine Sojaallergie betrifft hauptsächlich Kinder, kann jedoch auch bei Erwachsenen vorkommen. Weizenallergien sind seltener, aber ebenfalls relevant, besonders bei Menschen, die Gluten nicht vertragen.
Neben den klassischen Allergenen gibt es auch Allergien gegen bestimmte Früchte und Gemüse. Apfel-, Pfirsich- und Karottenallergien sind häufig und stehen oft im Zusammenhang mit einer Pollenallergie. Dieses Phänomen wird als Kreuzallergie bezeichnet. Etwa 70 % der Menschen mit Birkenpollenallergie reagieren auch auf rohe Äpfel.
Leaky Gut Syndrom durch unverträgliche Lebensmittel – Der Einfluss auf den Darm
Beim Leaky-Gut-Syndrom ist die Darmwand durchlässiger als normal, was bedeutet, dass unverdaute Nahrungspartikel, Toxine und andere unerwünschte Substanzen leichter in den Blutkreislauf gelangen. Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen können sowohl Ursache als auch Folge eines durchlässigen Darms sein.
Manchmal hat man eine Nahrungsmittelallergie, ohne es zu wissen. Man hat verschiedene Beschwerden, kann aber die Ursache nicht finden. Das liegt daran, dass manche Nahrungsmittelallergien erst später Symptome zeigen. Wenn der Darm ständig durch solche Lebensmittel belastet wird, kann das die Darmschleimhaut schädigen und Leaky Gut begünstigen. Umgekehrt kann ein durchlässiger Darm die Entstehung von Nahrungsmittelallergien begünstigen, da er es den Allergenen erleichtert, in den Blutkreislauf zu gelangen, um dort eine Immunantwort auszulösen.
Bekannte Nahrungsbestandteile, die das Leaky-Gut-Syndrom verursachen können, sind Gluten, Lektine, Konservierungsstoffe, Nahrungszusätze, fermentiertes Essen (z.B. Essig, Wein, Sojasoße), falsche Ernährung und Medikamente.
Ist der Darm undicht, kommt es zu Entzündungen, die die Durchlässigkeit erhöhen. Dadurch können mehr Schadstoffe, Gifte und Partikel die Darmschleimhaut passieren. Die Entzündungen nehmen zu und der Teufelskreis setzt sich fort. Eine geschädigte Darmbarriere kann die chronische Entzündung der Speiseröhre bei eosinophiler Ösophagitis verstärken.
Wenn Allergien die Speiseröhre treffen – Eosinophile Ösophagitis und ihre allergischen Wurzeln
Die eosinophile Ösophagitis, oft mit allergischen Erkrankungen wie Asthma verbunden, galt lange Zeit als Kinderkrankheit, aber wird zunehmen bei Erwachsenen diagnostiziert. Patienten mit eosinophiler Ösophagitis haben oft Probleme beim Schlucken fester Speisen und das Gefühl, dass Fleisch und Brot stecken bleiben. Einige haben auch typische Reflux-Beschwerden wie Sodbrennen.
Etwa 50 Prozent der Patienten mit eosinophiler Ösophagitis haben auch eine allergische Erkrankung, oft eine Nahrungsmittelallergie. Deshalb wird ihnen empfohlen, unverträgliche Speisen zu meiden. Auch inhalierte Allergene wie Pollen können saisonal die Reflux-Symptome verstärken.
Quellen
(1) Robert Koch Institut – Themenschwerpunkt: Allergien und atopische Erkrankungen https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/Allergien/Allergien_node.html
(2) Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) https://dgaki.de/sektionenags/arbeitsgruppen/nahrungsmittelallergie