Allergie auf Milcheiweiß – Das bringt der Verzicht auf Kuhmilch bei Eosinophile Ösophagitis

Milch und Milchprodukte sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der menschlichen Ernährung. Eine kleine Genmutation, die sich damals im Laktase-Gen unserer Vorfahren entwickelte, ermöglichte es ihnen, Laktose (Milchzucker) zu verdauen. Diese Mutation verschaffte einen enormen evolutionären Vorteil. Heute ist Milch auf Grund ihrer Nährstoffe ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Ob als kühles Glas Milch am Morgen, ein Stück Käse auf dem Brot oder ein Joghurt zum Dessert – diese vielfältigen Lebensmittel begleiten uns seither im Alltag.

Ist Milch für Sie geeignet? – Nahrungsmittelallergie bei EoE

Milchunverträglichkeit ist überraschend häufig. Menschen mit Rosacea, anderen Hauterkrankungen, Blähungen oder Nebenhöhlenentzündungen können betroffen sein.

Weltweit nimmt die Zahl der Nahrungsmittelallergien zu. In Deutschland berichten 16 Prozent der jungen Erwachsenen von Allergien auf Nahrungsmittel, und 3 Prozent der Eltern sagen, dass ihr Kind betroffen ist.

Eiweißallergien sind in einer Linie der Trigger bei eosinophiler Ösophagitis (EoE), einer chronischen Entzündung der Speiseröhre. Kuhmilch gehört neben Weizen zu den häufigsten Auslösern.

Bei Säuglingen und Kleinkindern liegt die Häufigkeit einer Kuhmilchproteinallergie bei etwa 2 bis 3 Prozent. Gute Nachrichten: 75 Prozent der betroffenen Kinder entwickeln bis zum Alter von zwei Jahren eine Toleranz, 90 Prozent bis zum Schulalter. Erwachsene haben seltener eine Kuhmilchproteinallergie.

Laktoseintoleranz – Wenn der Milchzucker nicht richtig verdaut wird

Milch und ihre Produkte sind für viele ein Genuss, doch nicht jeder kann sie problemlos verdauen. Der Grund dafür liegt im Milchzucker, der sogenannten Laktose. Laktose ist ein natürlicher Bestandteil der Milch und setzt sich aus zwei einfachen Zuckermolekülen zusammen: Glukose und Galaktose. Um diese Zuckermoleküle richtig verdauen zu können, benötigt der Körper das Enzym Laktase, das die Laktose im Dünndarm aufspaltet.

Bei manchen Menschen, vor allem im Erwachsenenalter, nimmt die Produktion dieses Verdauungsenzyms ab, was zu Laktoseintoleranz führt. Diese Unverträglichkeit äußert sich durch Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall nach dem Konsum von Milchprodukten. In Nordeuropa können die meisten Menschen dank einer genetischen Anpassung auch als Erwachsene Laktase produzieren und Milchprodukte gut verdauen, dennoch ist ein nicht zu unterschätzender Anteil der Nordeuropäer von der Verträglichkeit betroffen.

Milcheiweiß-Allergie bei EoE – Casein & Co. lösen Entzündung der Speiseröhre aus

Milchallergie und Laktoseintoleranz werden oft verwechselt, sind jedoch zwei unterschiedliche gesundheitliche Zustände. Während die Laktoseintoleranz auf die Unfähigkeit des Körpers zurückzuführen ist, den Milchzucker (Laktose) zu verdauen, handelt es sich bei der Milchallergie um eine Reaktion des Immunsystems auf Proteine in der Milch.

Das Immunsystem reagiert auf Milcheiweiße wie Casein und Molkenproteine, als ob sie schädliche Eindringlinge wären. Diese allergische Reaktion kann bereits durch kleinste Mengen Milch ausgelöst werden und äußert sich durch Symptome wie Hautausschlag, Schwellungen, Atembeschwerden, Bauchschmerzen und in schweren Fällen sogar durch einen anaphylaktischen Schock. Milchallergie betrifft vor allem Kleinkinder, viele von ihnen überwinden diese Allergie jedoch bis zum Schulalter.

Milchallergie, Milcheiweißallergie oder Kaseinunverträglichkeit?

Bei einer Kuhmilchallergie reagieren die Betroffenen auf verschiedene Allergene, darunter Kasein (Kuhmilcheiweiß) und Molkeneiweiß. Für Menschen, die nach dem Kuhmilchkonsum Beschwerden haben, sind oft Milchprodukte von Schaf, Ziege, Büffel und Stute verträglich.

Bei einer Molkeneiweißallergie können hocherhitzte Kuhmilchprodukte wie H-Milch manchmal in kleinen Mengen vertragen werden, da die meisten Molkeneiweiße nur bis ca. 70 °C bis 80 °C hitzestabil sind. Die hohen Temperaturen denaturierten die Struktur der Eiweiße.

Eine Milcheiweißallergie (Kaseinallergie) betrifft alle tierischen Milcheiweiße (Kaseine) von verschiedenen Tieren. Alle Produkte mit Kasein müssen gemieden werden – aber nicht alle Milchprodukte enthalten Kasein. Eine Kaseinunverträglichkeit kann auf einen Enzymdefekt zurückzuführen sein, wodurch der Körper das aufgenommene Kasein nicht richtig verarbeiten kann. In diesem Fall können Molkeneiweiße vertragen werden, die bei einer Kuhmilchallergie problematisch sind.

A1- und A2-Casein: Die Unterschiede bei der Kuhmilch

Milch enthält verschiedene Proteine, wobei Casein das häufigste ist. Dieses kann in verschiedene Typen unterteilt werden, wobei A1- und A2-Casein besonders interessant sind.

A1-Casein ist in der Milch der meisten europäischen Kühe dominant, wie Holstein und Friesian. Beim Verdauen kann A1-Casein ein Peptid namens Beta-Casomorphin-7 (BCM-7) freisetzen. Einige Menschen reagieren darauf mit Verdauungsproblemen wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall, ähnlich bei Laktoseintoleranz.

Alpha-1-Casein wird im Körper zu Beta-Casomorphin umgewandelt. Es hat eine ähnlich abhängig machende Wirkung wie Morphium. Es kann auch mit dem Insulinrezeptor interagieren und zu einer unangemessenen Freisetzung von Insulin oder insulinähnlichen Effekten führen, was zu Unterzuckerung und Heißhunger führen kann.

Beta-Casomorphin hat zudem eine Struktur, die Lektinen ähnelt. Diese Lektine werden mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Ein bekanntes Beispiel für ein Protein mit lektinähnlicher Struktur ist Gluten.
Alpha-2-Casein hat diese Effekte nicht, und viele Patienten vertragen es gut, selbst wenn sie Probleme mit Alpha-1-Casein haben. A2-Casein kommt vor allem in der Milch von Rinderrassen wie Jersey, Guernsey und einigen asiatischen und afrikanischen Rindern vor.

Tierische Alternative: Ziegenmilch & Co.

Ziegenmilch wird oft besser vertragen als Kuhmilch, auch von Menschen mit leichter Laktoseintoleranz. Der Grund dafür liegt in der Struktur der Proteine und Fette in der Ziegenmilch. Sie enthält weniger Alpha-S1-Casein, eines der Proteine, das oft allergische Reaktionen auslöst, und ihr Fett ist feiner verteilt, was die Verdauung erleichtert. Menschen, die auf A1-Casein empfindlich reagieren, könnten ebenfalls von Ziegenmilch profitieren, da sie überwiegend A2-Casein enthält. Ähnlich wie Ziegenmilch enthalten Büffel- und Schafsmilch weniger Alpha-S1-Casein und mehr A2-Casein und sind daher bekömmlicher.

Eliminationsdiät 1FED – Milchverzicht bei eosinophiler Ösophagitis

Eine Studie der National Institutes of Health (NIH) zeigt, dass der Verzicht auf tierische Milch allein bei Erwachsenen mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) genauso wirksam sein kann wie der Verzicht auf Milch plus fünf weitere gängige Nahrungsmittel. Nach 6 Wochen erreichte etwa ein Drittel der Patienten, die die sogenannte 1-Food-Elimination-Diät (1FED) durchführten, eine Normalisierung der eosinophilen Granulozyten in der Gewebeprobe aus der Speiseröhre. Da diese Diät einfach ist, könnte sie als Alternative zu der aufwändigeren 6FED-Therapie verwendet werden. Die Ansprechraten der diätetischen Therapien sind insgesamt ungefähr halb so hoch wie die der medikamentösen Behandlung. (1)

Quellen

(1) https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253(23)00012-2/abstract