Nüsse sind kleine Kraftpakete voller Nährstoffe und gesunder Fette. Doch was passiert, wenn der scheinbar harmlose Snack plötzlich zu einer ernsthaften Bedrohung wird? Nuss-Allergien gehören zu den häufigsten und potenziell gefährlichsten Lebensmittelallergien weltweit. Bereits durch kleinste Mengen des Allergens können Symptome auslösen – von milden Hautreaktionen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks. Ein tieferer Blick auf die Ursachen, Symptome und den Umgang mit dieser oft unterschätzten Allergie zeigt, wie komplex und herausfordernd der Alltag für Allergiker wirklich ist.
Allergische Reaktion auf Proteine in Nüssen
Nuss-Allergien sind Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems auf Proteine, die in Nüssen vorkommen. Diese Reaktionen werden durch Immunglobulin E (IgE) vermittelt, ein Antikörper, der spezifisch auf die Allergene reagiert. Bei Kontakt mit dem Allergen schüttet das Immunsystem verschiedene chemische Substanzen wie Histamin aus, die die allergischen Symptome verursachen.
Häufig betroffene Nüsse: Haselnuss, Walnuss, Pistanzien, Pekannuss & Co.
Zu den häufigsten Allergieauslösern gehören Erdnüsse, Walnüsse, Mandeln, Haselnüsse, Cashewkerne, Pistazien, Pekannüsse, Macadamianüsse und Paranüsse. Jede dieser Nüsse enthält spezifische Proteine, die allergische Reaktionen hervorrufen können.
Eine besondere Verwechslungsgefahr besteht bei der Unterscheidung zwischen der Nuss-Allergie und der Erdnuss-Allergie. Erdnüsse sind keine echten Nüsse, sondern Hülsenfrüchte. Dennoch können sie ähnliche schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Zudem gibt es Kreuzreaktionen, bei denen eine Allergie gegen eine Nussart eine Reaktion auf eine andere auslösen kann.
- Walnüsse und Mandeln sind ebenfalls weit verbreitete Allergene. Walnüsse, insbesondere die in der Weihnachtsbäckerei häufig verwendeten, und Mandeln, die in vielen Süßwaren und Backwaren enthalten sind, stellen eine ständige Gefahr für Allergiker dar.
- Haselnüsse, die in Schokolade und Brotaufstrichen wie Nutella vorkommen, sind ein weiteres häufiges Allergen.
- Cashewkerne und Pistazien gehören ebenfalls zu den häufigen Auslösern und sind oft in asiatischen Gerichten oder Snackmischungen zu finden.
- Erdnüsse sind dabei besonders gefährlich, da sie in vielen verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen und oft nicht eindeutig gekennzeichnet sind.
Achtung Pollenallergiker: Kreuzreaktionen mit anderen Allergenen
Kreuzreaktionen mit anderen Allergenen treten auf, wenn das Immunsystem Proteine in verschiedenen Substanzen fälschlicherweise als ähnlich erkennt und entsprechend reagiert. So können Menschen, die auf frühblühende Pollen wie Birke, Erle oder Hasel allergisch reagieren, häufig auch auf Haselnüsse oder Mandeln empfindlich reagieren.
Kreuzreaktionen mit Pollen sind häufig, aber meist milder. Eine Kreuzallergie äußert sich meist als orales Allergiesyndrom mit Kribbeln, Brennen oder einem komischen Gefühl an Lippen, Mund und Schleimhäuten. Manchmal können sich auch die Bronchien verengen. Die Neurodermitis bekommt einen Schub oder es gibt Bauchbeschwerden.
Vorkommen und Verbreitung – Nussallergie im Kindes- und Erwachsenenalter
Nuss-Allergien haben in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. In westlichen Ländern wird geschätzt, dass etwa 1 bis 2% der Bevölkerung an einer Nussallergien leiden. Erdnuss-Allergien sind besonders häufig und betreffen etwa 1% der Kinder, wobei viele diese Allergie nicht überwinden und sie bis ins Erwachsenenalter behalten.
Epidemiologische Studien zeigen auch, dass Nuss-Allergien geografisch variieren. In den USA sind Erdnuss-Allergien häufiger, während in Europa und Australien Baumnuss-Allergien, wie gegen Walnüsse und Haselnüsse, häufiger vorkommen.
Welche Symptome treten auf? – Vielfältige Anzeichen bei Nüssen als Allergieauslöser
Nuss-Allergien sind nicht nur weit verbreitet, sondern auch höchst individuell in ihren Erscheinungsformen. Die Bandbreite der Symptome reicht von leichten Unannehmlichkeiten bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen.
Sofortige Symptome
Eine der gefährlichsten Reaktionen auf Nüsse ist der anaphylaktische Schock, der innerhalb von Sekunden bis Minuten nach dem Kontakt mit dem Allergen auftreten kann. Anaphylaxie ist eine schwere, systemische allergische Reaktion, die verschiedene Organsysteme betrifft. Typische Symptome umfassen plötzlichen Hautausschlag, Juckreiz, Atembeschwerden, Schwellungen im Gesicht, Mund und Hals, Herzrasen und einen dramatischen Blutdruckabfall, der zu Bewusstlosigkeit führen kann. Ohne sofortige medizinische Behandlung kann Anaphylaxie tödlich sein.
Weniger schwerwiegende Sofort-Symptome sind Hautreaktionen wie Urtikaria (Nesselsucht) und Angioödem (tiefe Hautschwellungen). Diese Hautveränderungen gehen oft mit starkem Juckreiz einher und treten innerhalb von Minuten nach dem Verzehr oder Kontakt mit Nüssen auf. Magen-Darm-Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall sind ebenfalls häufige sofortige Reaktionen.
Verzögerte Symptome
Während die meisten allergischen Reaktionen auf Nüsse schnell auftreten, gibt es auch verzögerte Symptome, die Stunden bis Tage nach der Exposition auftreten. Diese verzögerten Reaktionen sind oft weniger schwerwiegend, aber dennoch belastend und erschweren die Diagnose. Chronische Hautausschläge, Ekzeme und Dermatitis sind typische Beispiele für solche verzögerten Symptome. Diese Hauterkrankungen entwickeln sich langsam und halten länger an, was eine kontinuierliche Behandlung und Hautpflege erforderlich macht.
Verzögerte gastrointestinale Symptome können ebenfalls auftreten, darunter wiederkehrende Bauchschmerzen, chronische Diarrhö und in schweren Fällen eine Eosinophile Ösophagitis, eine Entzündung der Speiseröhre, die durch eine Ansammlung von Eosinophilen (eine Art weißer Blutkörperchen) verursacht wird. Diese Form der Reaktion verläuft oft chronisch.
Schweregrad der Reaktionen
Der Schweregrad der Reaktionen auf Nüsse variiert stark zwischen verschiedenen Personen und kann selbst bei derselben Person von Episode zu Episode unterschiedlich sein. Faktoren wie die Menge des aufgenommenen Allergens, der Gesundheitszustand und die Empfindlichkeit des Immunsystems spielen eine entscheidende Rolle. Leichte Reaktionen umfassen oft nur lokale Beschwerden wie Mund- und Lippenjucken, während mittelschwere Reaktionen Hautausschläge, Magen-Darm-Beschwerden und leichte Atemprobleme beinhalten können.
Diese Variabilität im Schweregrad macht es für Betroffene und ihre Angehörigen unerlässlich, stets vorbereitet zu sein und potenziell lebensrettende Maßnahmen wie einen Adrenalin-Autoinjektor griffbereit zu haben.
Allergie auf Nüsse: Im Notfall Erste Hilfe leisten
Bei leichtere Beschwerden ist die gängige Therapie ein Antihistaminika einzunehmen. Schwere Reaktionen, einschließlich Anaphylaxie, erfordern sofortige Notfallmaßnahmen. Typische Symptome eines allergischen Schocks sind Atemnot, Schwindel oder Übelkeit.
Wenn die betroffene Person ansprechbar ist, nach einem Notfallset fragen. Nahrungsmittel-Allergiker haben oft ein solches Set dabei. Es enthält meist einen Adrenalin-Injektor (für schwere Reaktionen), ein Antihistaminikum (gegen Entzündungen), ein Kortison-Präparat und ein Spray gegen Atemnot.
Wenn kein Notfallset vorhanden ist, die Person beruhigen und je nach Symptom unterstützen sowie den Notarzt rufen. Bei Atemnot Kleidung am Hals lockern und die Person hinsetzen, mit nach hinten abgestützten Armen, um das Atmen zu erleichtern. Bei Kreislaufproblemen die Person hinlegen und die Beine hochlagern. Bei Bewusstlosigkeit die stabile Seitenlage anwenden.